Lebkuchen, Dominosteine und Spekulatius sind längst eher Verkünder des Spätsommers als Adventsvorboten, wie überhaupt die Geschichte von der Stille des Advents zu einer gigantischen Up-Tempo-Nummer mutiert ist. Auch die Musikauswahl hat sich geändert. Die alten Klassiker werden kaum noch gespielt. Wobei ich das entspannter sehe: „Es wird scho glei dumpa“ geht mir genauso wenig ab wie „Feliz Navidad“ – und unter diesem Gesichtspunkt ertrage ich sogar den tausendfach gespielten Weihnachtswunsch des Handels von der Wiederholung der Umsatzergebnisse von „Last Christmas“.
Grad im Bereich der Weihnachtsmusik gibt es allerdings auch eine erfreuliche Konstante. Zwischen Wham und Chris Rea croonen unsere Helden wie ein Fels in der Brandung: Bing verleiht den Winterreifenhändlern Hoffnung, Dino freut sich, daß rote Nasen salonfähig sind, und Nat King Cole besingt den Tannenbaum, als meinte er einen Geldverleiher aus Brooklyn. Ernsthaft: Ich liebe diese Songs. Und grad unsere Meister zaubern daraus echte Kunstwerke – mit Leichtigkeit und ohne Kitsch – oder fast. Das macht ihnen keiner nach.
Besonders freut mich, daß es Franks „Jolly Christmas“ Jahr für Jahr auf die vorderen Plätze der Charts schafft. Ich tippe diese Zeilen Mitte November, aber bei Amazon.de ist Franks Weihnachtsklassiker schon glatt unter den Top 100; in der Gesamtwertung – und auf 1 in allen Spezialwertungen. Einmal im Jahr wird das Capitol-Album zum Selbstläufer. Seit ich mich erinnern kann war das schon so; lange bevor es Amazon oder selbst die CD gab. Und damit sind wir schon mitten in der aktuellen Ausgabe.
Der erste Ankünder gehört Tony Bennett. Er hat ein neues Album herausgebracht: Duets II. Ich gehe davon aus, daß hier jeder schon davon gehört hat. Michael Dörffler berichtet uns über das jüngste Werk unseres Ehrenmitglieds. Und warum ich den Artikel ausgewählt habe, um ihn an die erste Stelle zu reihen, ist leicht erklärt: Es ist Tony Bennetts Debüt auf Platz 1 der Billboard Album Charts – mit 85! Da paßt es gut, daß fast zeitgleich ein gigantischer 73 CD – 3 DVD-Schuber auf den Markt gekommen ist. Das Rückgrat dieser Riesenbox bilden alle (!) Studioalben der 60-jährigen Karriere des Ausnahmekünstlers – auch darüber berichtet Michael.
Es sieht ganz danach aus, als würde die aktuell gebeutelte Musikindustrie die alte Garde als Rettungsanker entdeckt haben. Auch die ebenfalls 85-jährige Doris Day hat in letzter Zeit ein neues Album herausgebracht. Darüber werden wir allerdings erst in der nächsten Voice berichten.
In wenigen Tagen ist es 30 Jahre her, daß Frank ein ganz besonderes Lied eingespielt hat: „Here’s To The Band“. Bernhard Vogel bezeichnet es treffend als Sinatras musikalischen Toast auf seine Musiker. Bernhard beschränkt sich allerdings nicht auf eine Analyse des wundervollen Songs, er legt noch was drauf: Ein Voice-Exklusiv-Interview mit Arthur Schroeck – dem Autor des Liedes.
Bernhards Nachruf-Rubrik Farewell ist leider wieder umfangreich. Wir erfahren, was Günter Gollasch, Eddie Snyder, Hugh Martin, Elizabeth Taylor, Snooky Young, Peter Falk, Alex Steinweiss, Amy Winehouse, Sid Cooper, Frank Foster und Jerry Leiber mit unserem Thema zu tun hatten.
Was wissen wir eigentlich über Jack Jones? Die meisten von uns wahrscheinlich nur, daß er seinerzeit „Strangers In The Night“ als erster Sänger eingespielt hat, aber noch in der Produktionsphase von Frank ausgebremst wurde. Alex Schicke berichtet über einen der unterschätzten Vertreter unseres Genres.
Alex Schicke ist auch ein großer Filmliebhaber. Daß er sich nicht nur mit dem Film Noir oder dem Autorenkino beschäftigt, merken wir spätestens bei seiner Beschreibung von „3 x nach Mexiko“. Es ist übrigens der letzte Film, in dem sich Frank und Dino die Hauptrolle teilten.
Eine neue Rubrik startet Marc Rothballer. Er begibt sich auf die Suche nach „Sinatra Moments“ – quasi für ihn magischen Momenten in seinen Liedern. Und er macht gleich mit dem Erstlingswerk Lust auf mehr.
Ein ungewöhnlicher Sinatra-Moment aus meiner Kindheit hat sich bei mir eingeprägt. Weil ich finde, daß er Franks damaligen Stellenwert gut beschreibt, habe ich ihn für Euch ausgegraben.
Daß Frank diesen Stellenwert heute noch hat, verdankt er auch einem Projekt, das quasi die Weichen für die Zukunft gestellt hat. Den Ehrenplatz der letzten Nennung bekommt deshalb der Artikel von Stefan Huber, der über den – jetzt auch schon wieder 10 Jahre alten – Ausflug des damaligen Teenie-Idols Robbie Williams in unser Fach berichtet.
Es wird Euch aufgefallen sein, daß das – hoffentlich unbeschädigte – Kuvert neben der Voice noch etwas enthält. Unser Chefredakteur Andreas Bergmann hat einen Voice- oder DSS-Kalender produziert, wohl auch als Entschädigung dafür, daß wir heuer auf ein Heft verzichten mußten. Wir dürfen es aber auch getrost als Überleitung für seine zusätzliche Tätigkeit im von der DSS übernommenen OME-Forum verstehen: www.main-event.de bietet nicht nur viele Informationen über Frank, sondern diesmal auch einen Quiz über den DSS-Kalender – natürlich gibt es Preise zu gewinnen!
Damit neigt sich wieder ein DSS-Jahr zur Neige. Das nächste bringt uns hoffentlich ein zahlreiches Wiedersehen beim Jahrestreffen 2012 in Wien.
Bis dahin wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest, ein Prosit 2012 und unser traditionelles
keep swinging,
Alfred Terschak