Es ist wohl wahr, was Rosemary Clooney kurz nach dem Tode Frank Sinatra’s über Tony Bennett sagte – die Fackel wurde weitergereicht.
Tony Bennett ist nun nach dem Tod Clooneys der letzte der „alten Garde“ der ganz großen Interpreten des American Songbooks. Heute am 3.August 2006 wird Tony Bennett 80 Jahre alt.
Seit mehr als 50 Jahren steht er auf den Bühnen der intimen Clubs und der großen Säle, ist immer noch regelmäßig im Studio zu finden und scheint dabei nicht müde zu werden oder nachzulassen. Vor mehr als 40 Jahren gelang ihm mit „I Left My Heart In San Francisico“ sein größter Hit. All das sollte Grund genug sein, einen etwas genaueren Blick auf das Leben und die Musik von „Mr. Quality“, „the entertainer of the entertainers“ oder in Sinatra’s Worten „the best singer in the business“ zu werfen.Anthony Dominick Bennedetto wurde am 3. August 1926 in Long Island als Sohn italienischer Einwanderer aus Kalabrien geboren und wuchs in Queens, New York City auf. Bennett’s Vater litt unter einem vergrößerten Herzen, was dazu führte, daß er schon früh verstarb. Tony war da gerade einmal 10 Jahre alt. Die ohnehin schon schwierige wirtschaftliche Lage der Familie während der Depression wurde durch den Verlust des Familien Oberhauptes noch verschlechtert. Dennoch war es bereits der Vater, der das Interesse und den Spaß insbesondere am Singen, aber auch anderen Künsten, auf den jungen Tony übertrug. 1936 hatte Bennett seinen ersten „großen“ öffentlichen Auftritt als er zu Eröffnung der Triborough Bridge am 11. Juli neben dem New Yorker Bürgermeister La Guardia „Marching Along Together“ sang. Kurz danach entschloß er sich, den Traum Sänger zu werden zu verfolgen. Wie bei Sinatra sollte Bing Crosby ein entscheidender Einfluß auf den jungen Bennett werden, natürlich aber auch der fast elf Jahre ältere Frank Sinatra. Tony „entdeckte“ Frank übrigens für sich als er zum ersten Mal seine Shows im berühmten New Yorker Paramount besuchte.
Eine Leidenschaft für die Malerei wurde in dieser Zeit ebenfalls bereits geweckt. Folgerichtig besuchte er die High School Of Industrial Arts (Art and Design). Mit 16 mußte Bennett dann die Schule verlassen und anfangen Geld zu verdienen, u.a. schlug er sich als singender Kellner, Copy Boy bei einer Nachrichtenagentur und auch schon mit kleinen Engagements in Clubs unter dem Künstlernamen Joe Bari durch.Im Gegensatz zu Frank Sinatra wurde Tony Bennett mit 18, noch als „Kind“, wie er sagt, eingezogen und für diensttauglich erklärt. Nach der Grundausbildung wurde er in ein Nachschubregiment nach Frankreich berufen und im Winter 1945 an die Front gegenüber den sich zurückziehenden deutschen Truppen geschickt. Sein Regiment war dabei auch bei der Befreiung eines Konzentrationslagers bei Landsberg beteiligt. Für Bennett war der gesamte Krieg ein einziger „Horror“. Nach der Kapitulation Deutschlands im Mai blieb er in der Besatzungsarmee und kam bei den Special Services als Vokalist einer Band unter. Unterbrochen wurde diese angenehme Aufgabe aber, als Tony mit einem alten Freund aus New York in Mannheim eine Offiziersmesse betrat. Der alte Freund aus New York war farbig, in der Armee herrschte jedoch strikte Rassentrennung. Dieses „Vergehen“ brachte Bennett eine Degradierung ein und noch schlimmer, er bekam die Aufgabe, gefallene Soldaten aus ihren Massengräbern zu bergen, um sie dann einzeln bestatten zu können. Nach dieser für Bennett besonders fürchterlichen Zeit, wurde er wieder in die Special Services berufen und trat dabei u.a. im Wiesbadener Kurhaus auf. Im August 1946 war Bennett’s Dienstzeit beendet, so daß er wieder nach New York zurückkehrte.
Seine Erfahrungen und der relative Erfolg in den Special Services bekräftigen den nunmehr 20 jährigen mehr denn je, eine Karriere als professioneller Sänger zu verfolgen. So versuchte er alsbald sein Glück bei möglichst vielen Vorsingen, Promotern und Agenten, doch immer wieder gab es Absagen. Trotzdem gab Bennett nicht auf und sang eben ohne Bezahlung in Clubs wann immer es möglich war, einfach um Erfahrung zu sammeln. Außerdem nutzte er die Möglichkeiten zur Weiterbildung, die für Veteranen angeboten wurde und studierte am American Theater Wing (später Actor’s Studio). Zusätzlich nahm er nebenher Gesangs-unterricht. In dieser Zeit verbrachte der angehende Sänger natürlich viel Zeit in den Clubs der Forty Second Street, lernte Jazz Musiker kennen und besuchte die Shows der „Großen“, wie Miller, Dorsey, Sinatra, Holiday, Basie, Charlie Parker etc.. Insbesondere die Nähe zum Jazz und seine Jam Sessions mit eben solchen Musikern hatten großen Einfluß auf Bennett, und erklären seine Liebe für diese Musik, die er bis heute „the only thing we’ve [US] contributed to the rest of the world as far as culture goes“ nennt. Ende 1948 nahm ihn der Manager Ray Muscarella, der auch für Vic Damone tätig war, unter Vertag.
Für Bennett war das ein großer Schritt nach vorne. Fortan bekam er richtige Engagements in Clubs und sogar Auftritte im Radio, wobei er bereits auf die unvergeßliche Rosemary Clooney traf.Im Frühjahr ’49 kam es zu den ersten Studioaufnahmen für das sehr kleine Label „Leslie Records“. Bennett sang eine Novelty Nummer namens „Vini Qui“ und den Gershwin Song „Fascinating Rhythm“. Im Oktober folgte eine weitere Session, bei der zwei Demos aufgenommen wurden „Crazy Rhythm“ und „The Boulevard Of Broken Dreams“, übrigens immer noch unter dem Künstlernamen „Joe Bari“! Doch auch das sollte sich bald ändern. Tony trat bei einer Show angeführt von der Entertainerin Pearl Bailey auf. Eines Tages saß Bob Hope im Publikum, der so von „Joe Bari“ begeistert war, daß er ihn sogleich in seiner Show im Paramount auftreten ließ und ihn anschließend auf eine Tour durch 6 Städte mitnahm. Vom Künstlernamen „Joe Bari“ war Hope allerdings keinesfalls begeistert, kurzerhand machte er aus Anthony Dominik Benedetto „Tony Bennett“.
Die Demoaufnahme von „Boulevard Of Broken Dreams“ erweckte in der Zwischenzeit Aufmerksamkeit bei Columbia Records. Niemand anderes als Mitch Miller, Chef der A&R Abteilung und Sinatrafans keineswegs unbekannt, war so angetan von dem Demo, daß er Bennett unter Vertrag nahm. 1950 hatte Anthony Benedetto also endlich einen Vertrag beim bedeutendsten Label Amerikas – jetzt konnte seine Karriere beginnen.Die ersten Sessions für das neue Label fanden am 17. und 20 April 1950 statt, u.a. wurde wieder „Boulevard Of Broken Dreams“ eingespielt, das am 12. Juni des Jahres als Single erschien. Der Song wurde zwar kein nationaler Hit, war aber dennoch regional erfolgreich und brachte gute Kritiken ein. Mit Rosemary Clooney zusammen bestritt Bennett im gleichen Jahr noch eine TV und Radio Show Serie. Der respektable anfängliche Erfolg stellte sich aber nicht dauerhaft ein und keine der weiteren Single-Erscheinungen hatten erwähnenswerten Erfolg. Nach fast einem Jahr bei Columbia wuchs der Druck. Ohne einen baldigen Hit würde Bennett keinen Vertrag mehr erhalten.Mit dieser Gewissheit nahm Bennett am 4. April 1951 den Song auf, der ihm den endgültigen Durchbruch verschaffen sollte: „Because Of You“.
„Because Of You“, erreichte am 23. Juni den Nummer 1 Platz der Charts und blieb dort für 10 Wochen. Chartplazierungen und ein weiterer Nummer 1 Hit mit Hank Williams’ „A Cold, Cold Heart“ folgten (alle arrangiert von Percy Faith). Tony Bennett als Headliner (Sept. 51) des Paramount Theatres in New York war nach diesen Erfolgen natürlich keine Überraschung mehr. „Bennett was on a Roll!”In den folgenden Jahren verbrachte er viel Zeit „On The Road“, wo er Patricia Beach kennen lernte, die er am 11. Februar 1952 heiratete. Den Heiratsantrag machte Tony übrigens während eines Weihnachtsengagements im Paramount! In der Folgezeit kam es zu Spannungen zwischen dem Sänger und Mitch Miller. Bennett war der Meinung, daß er zu viele Novelty Lieder aufnahm. Letztlich einigten sich die beiden auf den Kompromiß pro Session zwei „Miller“ und zwei „Bennett“ Songs aufzunehmen.1953 kam „Rags to Riches“ heraus, das „Gold“ einbrachte und mit „Strangers In Paradise“ gab es einen weiteren großen Hit nicht nur in den USA sondern auch in England. Am 3. Februar 1954 kam Bennetts erster Sohn D’Andrea zu Welt. Neben 2 weiteren Hits machte sich der Sänger an sein bisher ambitioniertestes Projekt. Er wollte ein Jazz Album aufnehmen, was allerdings wenig überraschend bei Mitch Miller keinen Anklang fand. Nichtsdestotrotz konnte sich der Künstler durchsetzen. Das Album Cloud 7 wurde zwar kein kommerzieller Erfolg, für Bennett war es dennoch ein persönlicher Triumph.
Seine ersten Konzerte in Europa nach seiner Dienstzeit bei der Armee gab Bennett 1955. „Strangers In Paradise“ wurde in England ein Nummer Eins Erfolg, was dazu führte, daß er jeweils eine Woche in Glasgow und Liverpool sang. Übrigens trat Bennett in diesem Jahr, immerhin 47 Jahre(!) nach seinen ersten Besuchen dort, wieder in diesen beiden Städten auf. Im Herbst des selben Jahres wurde Daegal, Tony’s und Patricia’s zweiter Sohn geboren.Im Copacabana Eine interessante Begegnung ereignete sich dann ein knappes Jahr später. 1956 bekam Bennett den Sendeplatz der populären TV Sendung von Perry Como für eine sog. „Summer Replacement Show”, also eine Art „Ersatzsendung” für die Zeit der Sommerpause von Como. Etwas eingeschüchtert von dieser neuen Aufgabe, beschloß Bennett sein Vorbild Frank Sinatra, der zu der Zeit im Paramount gastierte, um Rat zu fragen, wie er seine Nervosität in den Griff bekommen könne. Frank gab ihm bei diesem ersten Treffen einen Rat, den Bennett bis jetzt nicht vergessen hat. Tony schreibt „…I told him…about how nervous I was. He said not to worry about that, people don’t mind if you’re nervous. On the contrary, he said, it’s when you’re not nervous that you’re in trouble. If you don’t care about what you’re doing, why should the audience?”.
Mit Jule Styne’s bekannten „Just In Time“ gab es 1956 wieder eine erfolgreiche Single. Außerdem kam Bennett’s Showprogramm im berühmten Copacabana Club so gut an, daß Columbia zustimmte ein Live Album dieses Programms aufzunehmen. Aufgrund von technischen Schwierigkeiten wich man aber doch ins Studio aus. Auf dem Album „Tony“ finden sich übrigens u.a. Arrangements von Neil Hefti und „Mr. Music“ Don Costa. Neben „Tony“ im Januar erschien auch noch das besonders bemerkenswerte Album „The Beat Of My Heart“ 1957. Zwischen diesen beiden Alben löste der britische Pianist Ralph Sharon Tony’s musikalischen Begleiter, den Gitarristen Chuck Wayne, ab. Sharon, der zuvor u.a. für Carmen McRea und Johnny Hartman spielte, wurde so zusagen der Bill Miller von Tony Bennett und begleitete ihn (zwar mit Unterbrechung) bis ins Jahr 2001 (T.B: „He’s as close as my own brother“).
Nach einem Erfolg der eigentlich nicht erwähnenswerten Novelty Nummer „In The Middle Of An Island“, begann Bennett zusammen mit Sharon an „The Beat Of My Heart“ zu arbeiten, ein ungewöhnliches, äußerst ambitioniertes, jazzorientiertes Album, auf dem vor allem bekannte Jazz Drummer den musikalischen Hintergrund bilden. Insbesondere die Jazz Gemeinde nahm dieses Album gut auf – Bennett hatte sich eine neues Publikum erschlossen.
Schauspielerisch versuchte sich Tony zu dieser Zeit in Produktionen von Cole Porters Silk Stockings in Kansas City und Guys and Dolls in Chicago, allerdings mit nicht besonders großem Erfolg. Im Jahre 1958 bahnte sich ein weiteres tolles Projekt an. Nachdem die Opposition Mitch Millers gebrochen war, wurden Pläne geschmiedet ein bzw. sogar zwei Platten mit dem großen Count Basie aufzunehmen – je ein Album für die verschiedenen Labels der Künstler. Im November 1958 wurde ein Live Album im Latin Casino in Philadelphia fatalerweise in Mono aufgenommen. Columbia aber wollte ein Stereo Album und so wurde das ganze Programm im Dezember im Studio nochmals eingespielt und die „Geräuschkulisse“ hinzugemischt. Doch als ob das nicht reichen würde, war der Mix auch noch fehlerhaft und teilweise nicht synchron zum Applaus! Das Album erschien trotz der Unzulänglichkeiten unter dem Titel „In Person!“ 1959. Die zweite Platte „Count Basie/Tony Bennnett: Strike Up The Band“ (’61) wurde für das Roulette Label direkt im Studio aufgenommen und wurde seitdem in unzähligen Billigsamplern neu aufgelegt. Nach der ersten Basie Platte setzte Bennett eine weitere gute Idee mit dem Arrangeur Ralph Burns um. „Hometown, My Town“, das der bis dato immer New York treue Bennett dem Big Apple als Thema widmete. Zwei weitere Alben sollten noch kurz erwähnt werden. 1961 nahm Bennett sein erstes von insgesamt drei Rodgers und Hart Songbooks auf, sowie sein erstes ausschließlich von Ralph Sharon begleitetes Album „Tony Sings For Two“.Zehn Jahre nach seinem ersten Nummer Eins Erfolg veränderte sich die Unterhaltungsmusik zunehmend. Nicht mehr die Songs des Great American Songbook sondern der Rock And Roll gewann die Oberhand im Musikgeschäft. Nichtsdestotrotz versuchte Bennett auch in dieser Periode des Wandels stets, die seiner Meinung nach beste Musik zu machen, sich zu entwickeln, aber auch mit Ideen zu überraschen und gab sich nicht mit dem Produzieren von Chart Erfolgen mit nichtssagenden Novelty Songs zufrieden.Und trotz dieser erstaunlichen Entwicklung des Künstlers Tony Bennett: Der größter Erfolg, genauso wie die schwersten Momente, lagen noch vor ihm.
Am 23.01.1962 nahm Tony Bennett den Song auf, mit dem er für immer in Verbindung gebracht werden wird: „I Left My Heart In San Francisco“.
Für einen Auftritt in San Francisco’s Fairmont Hotel suchte Ralph Sharon diesen Song heraus. Das Publikum war begeistert, darunter auch ein Columbia Repräsentant. So kam es, daß Bennett den Song schon bald aufnahm, vor allem mit der Gewißheit, daß der Song in der besungenen Stadt ankommen und dort für gute Verkaufszahlen sorgen würde. Allerdings erwartete Bennett nicht viel mehr als das, weswegen „Once Upon A Time“ auf die A-Seite der Single gepackt wurde. Nichtsdestotrotz wurde die B-Seite der Renner. Obwohl die Aufnahme 26 Wochen in den Charts war und auch Gold einbrachte, erreichte der Song kurioserweise nicht die Nummer Eins Position in den Charts. Trotzdem war und ist es DER Hit für Tony Bennett, mit dem er dann auch 1962 seine ersten Grammies (Best Vocal Performance und Best Record ) gewann. Nach einer Trennung von seiner Frau Patricia, stürzte sich der Sänger in Arbeit und nahm, die Gunst der Stunde nutzend, im gleichen Jahr insgesamt vier Alben auf, wovon allerdings nur drei tatsächlich erschienen: „Mr. Broadway“, „I Left My Heart In San Francisco“ und „Tony Bennett At Carnegie Hall“.
Das Debüt in der Carnegie Hall ist bis heute für jeden Künstler sicherlich etwas ganz besonderes, und das war es natürlich auch für Tony Bennett. Das Konzert, das am 9. Juni statt fand, war ein riesiger Erfolg! Mehr als 40 Songs, 2 ½ Stunden Musik begeisterten das Publikum. (Das komplette Konzert ist inzwischen auf einer Doppel-CD erschienen) Übrigens trat Bennett auch in diesem Jahr 40 Jahre nach seinem Debüt von 1962 wieder in der ehrwürdigen Carnegie Hall auf. Auf der Erfolgswelle von „San Francisco“ sollten zwei weitere große Hits von 1962 nicht unerwähnt bleiben: „The Best Is Yet To Come“ und „I Wanna Be Around“. Ein gleichnamiges Album erschien dann im März 1963, das u.a. den tollen Song „The Good Life“ enthält, nach dem Bennett seine Biographie von 1998 benannt hat.
Immer noch von Erfolg getrieben ging Bennett im gleichen Jahr ein weiteres mal für das Album „This Is All I Ask“ ins Studio. Im folgenden Jahr trat Bennett in Judy Garland’s TV Show auf und blieb mit Ihr, die Bennett neben Sinatra, Armstrong und Jimmy Durante zu seinen größten Einflüssen zählt, bis zu ihrem Tod freundschaftlich verbunden. Natürlich ging der Sänger auch 1964 fleißig ins Studio. Es entstanden drei Alben: „When Lights Are Low“, „Who Can I Turn To“ und „The Many Moods Of Tony“, auf dem Bennett „When Joanna Loved Me” einführte.
1965 sollte sich etwas großes für Bennett ereignen. Natürlich brachte der immer noch erfolgreiche Sänger auch wieder ein Album heraus („If I Ruled The World“) und spielte sogar in einem Film mit (The Oscar). Das allerdings wirklich große Ereignis des Jahres 1965 war ein Sinatra Interview im Life Magazine vom 26. April, in dem Sinatra folgendes über Bennett sagte: „For my money Tony Bennett is the best singer in the business. He excites me when I watch him. He moves me. He’s the singer who gets across what the composer has in mind, and probably a little more”. Trotz dieses Lobes und dem erfolgreichen „The Movie Song Album“ von 1966 mit dem Oscar-gekrönten Lied „The Shadow Of Your Smile“, waren die Zeiten nicht unbedingt rosig für Bennett. Die Beatlemania war im vollen Gange und setzte den traditionellen Popsängern zu. Außerdem wurde Ralph Sharon musikalischer Direktor eines von Hugh Hefner eröffneten Clubs und verließ Tony. In der Folgezeit spielten verschieden Pianisten für Bennett u.a. auch eine zeitlang Tommy Flangan.
Trotz der sich verändernden musikalischen Zeiten entstanden weiterhin jährlich Alben: „A Time For Love“(’66), „Tony Makes It happen“ und „For Once In My Life“(’67). Mit der Single von „For Once In My Life“ landete Bennett wieder einen Charterfolg, aber trotzdem nahm die Unterstützung von Columbia immer weiter ab. So ist es auch zu erklären, daß das 1967 aufgenommene und 1968 erschiene Weihnachtsalbum „Snowfall“ wenig Aufmerksamkeit errang. Bennett spielte „Snowfall“ mit dem berühmten britischen Arrangeur Robert Farnon ein. Bei den Sessions waren u.a. Torri Zito und Don Costa zu Gast und Quiny Jones gab extra ein Party für Farnon. Sein 20jähriges Bühnenjubiläum feierte Bennett u.a. mit einer Konzerttournee mit Duke Ellington ebenfalls 1968. Ellington und Bennett verband übrigens schon seit längerer Zeit eine besondere Freundschaft und so verwundert es nicht, daß Bennett bis heute Songs von Ellington in seinen Konzerten besonderen Platz einräumt.
Ende der 60er Jahre gab es einige Veränderungen im Privatleben Tony Bennett’s. Die Trennung von seiner Frau Patricia war schon seit einiger Zeit endgültig. Die Scheidung allerdings dauerte an und beschäftige noch länger die Gerichte. Inzwischen war er mit Sandra Grant zusammen, die er auf dem Set seines einzigen Films „The Oscar“ 1965 kennen lernte. Sandra brachte 1969 Bennetts erste Tochter Joanna zur Welt. Neben dem Weihnachtsalbum „Snowfall“ entstanden zu der Zeit „Yesterday I Heard The Rain“(’68) und „I’ve Gotta Be Me“(’69). In den 60er Jahren feierte Tony seinen größten Erfolg, sah sich aber gleichzeitig großen Veränderungen nicht nur in der gesamten Musikindustrie, sondern auch in seinem Privatleben ausgesetzt. Und Insbesondere die Veränderungen in der Musikbranche würden im kommenden Jahrzehnt Tony Bennett noch sehr beschäftigen. Anfang der 70er Jahre überzeugte das Studio den Sänger ein Album mit aktuellen Pophits aufzunehmen. „Tony Sings Great Hits Of Today“ war aber nicht das, was Tony machen wollte, weswegen er ein zweites solches Album ablehnte. Stattdessen suchte er sich für sein nächstes Album selbst aktuelle Lieder aus. George Harrison’s „Something“ wurde der Titelsong des neuen Albums (1970). Das Jahr 1971 brachte einige Veränderungen mit sich. Nach langer Zeit wurde die Scheidung von Patricia endlich rechtskräftig, so daß er 1971 Sandra heiraten konnte, Bennett engagierte einen neuen Manager und die Probleme mit Columbia sollten sich zuspitzen.
Mit Robert Farnon, dessen Manager nun Bennett betreute, gab Tony am 9. Oktober ein weiteres Mal ein Konzert in der Carnegie Hall. Dieses Konzert verlief jedoch nicht ganz reibungslos. Eine Stinkbombe(!) belästigte die Zuschauer. Es gab anscheinend ein paar Leute, die Tony Bennett Angst einjagen wollten. Das Konzert ging nach einer kurzen Pause aber ohne Probleme weiter, was man über die Beziehung zu seinem Label nicht sagen konnte. Nachdem sich Bennett nicht mit einem Projekt durchsetzen konnte, das er zusammen mit Alec Wilder verwirklichen wollte, und von Seiten des Studios unschöne Worte gefallen waren, beschloß Bennett Columbia zu verlassen. Noch zwei Alben, die er selbst produzieren durfte, mußte er für Columbia einspielen bevor sich die Wege trennen konnten.
Wieder zusammen mit Robert Farnon wurde ein Konzert in der Royal Albert Hall, das in der BBC und auf NBC im Fernsehen übertragen wurde, mitgeschnitten und erschien als „Get Happy / With The London Philharmonic Orchestra“ auf Platte. Nach mehr als 20 Jahren verabschiedete sich Tony Bennett schließlich mit dem Album „Summer of 42“ 1971 von Columbia Records.
Nachdem Tony Bennett am 15. November 1971 in New York seine letzte Session für Columbia Records bestritten hatte, sollten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten spannende Zeiten mit Tiefen und einem grandiosen Comeback folgen.
Mehr als 20 Jahre hatte Bennett bei Columbia verbracht, doch nun war es an der Zeit, ein neues Label zu finden. 1972 unterschrieb Bennett bei Polygram Records, die seine Aufnahmen in Europa beim Phillips Label und in den USA bei MGM/Verve herausbrachten. Polygram war in London angesiedelt und da auch Bennetts britischer Manager Derek Boulton naturgemäß viele gute Kontakte in England besaß, beschloß der Sänger seinen Lebensmittelpunkt für ein Jahr eben dorthin zu verlegen. Im Frühjahr 1972 begannen in London die Arbeiten für das erste Album. Arrangiert von Robert Farnon und Don Costa nahm Bennett im April in London 14 Tracks für das Album „The Good Things In Life“ auf, das sich auch in den Charts plazieren konnte. Schon seit Februar und zwischen den Aufnahmen zu diesem Album tourte der Sänger durch England in ausverkauften Häusern. Neben dieser Tour und dem Album nahm Bennett außerdem in seinem Jahr in England eine Fernsehserie bestehend aus 13 Shows auf. Zu Gast bei Tony waren u.a. die einzigartige Sarah Vaughan, Matt Monroe und Billy Eckstine. Die Arrangements für die Shows schrieb wieder Robert Farnon. Als ob dies nicht genug Arbeit für ein Jahr gewesen wäre, nahm Bennett zusätzlich ein TV Special mit Lena Horne im Londoner Palladium, in dem er bereits 1958 fürs Fernsehen aufgetreten war, auf. Mit dieser Show ging er zusammen mit Horne zudem die nächsten Jahre sowohl in den USA als auch in England auf Tournee.
In diesem einem Jahr 1972 ergab sich für Bennett aber nicht nur beruflich sehr viel, auch im Privaten gab es einige Entwicklungen, die sich nachhaltig auf Bennetts Zukunft auswirken sollten. Zum einen begann Tony zu dieser Zeit Tennis zu spielen, womit er sich bis heute fit hält und zum anderen, und sicher viel wichtiger, begann er, sich ernsthafter mit der Malerei zu beschäftigen. Zwar hatte er sich schon immer fürs Malen interessiert und seit seiner Kindheit gemalt, doch erst in London wurde aus der Leidenschaft mehr. Der Sänger nahm Unterricht bei einem Kunstprofessor und war von nun an entschlossen ein ernstzunehmender Maler zu werden.
Seit seinen ersten Konzerten 1955 in Glasgow und Liverpool bis heute hat Tony Bennett in England eine besonders treue Anhängerschaft und gerade in Anbetracht des ereignisreichen Jahres 1972 ist es verständlich, daß der Sänger eine besondere Bindung dorthin aufrechterhält. Ein Indiz für diese gegenseitige Verbundenheit sind sicherlich auch seine inzwischen sechs (!) „Royal Command Performances“.
Dennoch kehrte Bennett nach einem Jahr Europa Ende 1972 in die USA zurück. In dieser Zeit verließ John Bunch, Tony’s damaliger Pianist, das Trio und Torrie Zito, mit dem er bereits einige Male gearbeitet hatte, übernahm den Job für die nächsten sechs Jahre. Kurz nach seiner Ankunft in den USA bekam Bennett einen Vertrag beim Las Vegas Hilton, der ihn langfristig binden sollte und ihm die Freiheit gab ein mit 109(!) Musikern besetztes Orchester zusammen-zustellen. Wieder mit Arrangements von Don Costa wurde mit „Listen Easy“ das zweite und bereits letzte Album für Phillips bzw. Verve im April 1973 eingespielt. Insgesamt 11 Songs, allesamt Standards wie “My Funny Valentine”, “On The Sunny Side Of The Street” und “I Concentrate On You”, wurden für Platte aufgenommen.
Nachdem bei Columbia Records in der Zwischenzeit ein Wechsel in der Führung stattgefunden hatte, bemühte sich das Label Tony Bennett wieder unter Vertrag zu nehmen. Das Angebot sah vor, daß Bennett sein eigenes Label bei Columbia erhalten würde, er also weitgehende künstlerische Freiheiten bekäme. Der Sänger lehnte dieses großzügige Angebot jedoch ab. Er war noch nicht bereit, zu seinem alten Label zurückzukehren. Statt dessen gründete Bennett zusammen mit dem Geschäftsmann und Hotelbesitzer Bill Hassett die Firma „Tobill Enterprises“ mit dem dazugehörenden Independent Label „Improv“. Bennett hatte sich damit ein Traum erfüllt. Er war künstlerisch vollkommen unabhängig, konnte sogar selbst Künstler unter Vertrag nehmen und die seiner Meinung nach besten Alben aufnehmen. Zwar bot Columbia an, die wichtige Distribution für das Label zu übernehmen, aber das lehnte Tonys Partner Bill Hassett ab. Hassett’s Idee war es nämlich den Vertrieb, der vielen kleinen Independent Labels langfristig in einem gemeinsamen Netzwerk zusammenzufassen, um so den großen Labels mit ihren mächtigen Vertriebsmöglichkeiten entgegentreten zu können.
Bennett nutzte seine künstlerische Freiheit sogleich und begann ein Projekt mit dem Jazz Trompeter Ruby Braff und dem Jazzgitarristen George Barnes, die er schon seit den frühen 50ern kannte. Im September 1973 gaben Bennett, Braff und Barnes in New York zwei „Rodgers & Hart Konzerte“. Nur zwei Wochen später gingen sie gemeinsam ins Studio und nahmen 20 Rodgers & Hart Songs auf. Ingesamt kamen drei Alben mit Aufnahmen dieser Sessions auf den Markt: zunächst „Tony Bennett Sings 10 Rodgers & Hart Songs“, „Tony Bennett Sings More Great Rodgers & Hart Songs“ (1973) und schließlich alle 20 Aufnahmen auf „The Rodgers And Hart Songbook“.
Am 7. April 1974 kam Bennetts Tochter Antonia zur Welt. Kurze Zeit später zog die Familie nach Beverly Hills. Schnell gewöhnte sich Bennett an den Hollywood Lifestyle und die großen Parties mit vielen Berühmtheiten. Zu dieser Zeit wurde Kokain als Partydroge immer beliebter auf und bald verfiel auch Bennett dem Reiz des Kokains, wie er freizügig in seiner Biographie schreibt („Cocaine flowed freely as champagne, and soon I began joining in the festivies“). Trotzdem hatte der Hollywood Lifestyle nicht nur Schattenseiten, denn in Beverly Hills lernte er zwei seiner absoluten Idole kennen und befreundete sich mit ihnen, nämlich Ella Fitzgerald und Fred Astaire. Zwar kannten sich die große Ella und Tony schon seit Anfang der 50er, aber erst als sie zusammen in einer Stadt lebten entstand eine Freundschaft. So verbrachten die Bennetts beispielsweise fortan den Weihnachtsabend bei Ella. Fred Astaire gehörte schon immer zu den Künstlern, die den größten Einfluß auf Bennett ausübten Deshalb war für es für ihn auch etwas ganz Besonderes in der Nachbarschaft von Astaire zu leben und sich schließlich mit ihm anzufreunden. 1993 widmete Bennett den möglicherweise oftmals unterschätzen Künstler Fred Astaire mit „Steppin’ Out“ ein ganzes Album.
Die Arbeiten an Tony Bennetts nächsten Album für sein Improv Label begannen 1975. „Life Is Beautiful“ geschrieben von Fred Astaire war der titelgebende Song für das Album. Dirigiert und arrangiert wurden die zehn Songs der Platte, die noch im gleichen Jahr erschien, von Torrie Zito. Ein fast 13minütiges Cole Porter Medley, das auch 1975 aufgenommen und ebenfalls von Zito arrangiert wurde, bezeichnet Bennett als das „ehrgeizigste Projekt mit Torrie Zito in den Siebzigern“. Dieses Medley erschien jedoch erst 1979 auf dem Album „The Special Magic of Tony Bennett“ des DRG Labels.
Bill Evans
Das vielleicht herausragendste Projekt in der Karriere Tony Bennetts begann ebenfalls 1975. Im Frühjahr des Jahres wurde ein Engagement mit dem Jazzpianisten Bill Evans getroffen, das vorsah je ein Album für Evans Fantasy Label und ein weiteres für Bennetts Improv aufzunehmen. Bis dato hatte Bill Evans bis auf eine Ausnahme nicht mit Vokalisten gearbeitet, weswegen diese Zusammenarbeit von dem Ausnahme-pianisten und Bennett als etwas Außergewöhnliches zu erachten ist. Denn Bill Evans gilt nicht nur als einer der bedeutendsten Pianisten in der Geschichte des Jazz, sondern auch als einer einflußreichsten Jazzmusiker überhaupt.
Der schüchterne Pianist, der offen zugab, lieber alleine als vor Publikum zu spielen, war 1958 neben John Coltrane und Cannonball Adderly eine zentrale Figur in Miles Davis Gruppe, die das für den Jazz wegweisenden „Kind Of Blue“ Album einspielte. Nach etwa einem Jahr verließ er jedoch diese Gruppe, um ein eigenes Trio zu gründen. Die meiste Zeit seiner Karriere blieb Evans dann auch beim Trio Format. Sein ungemein ausdrucksstarker, subtiler, introspektiver und lyrischer Stil prägt und prägte solche bedeutenden Künstler wie Keith Jarrett, Herbie Hancock, Chick Corea und noch viele andere Jazzmusiker.
Die Wege von Evans und Bennett hatten sich bereits 1962 kurz gekreuzt. Bei einem „All Star“ Konzert im Weißen Haus traten sowohl Evans als auch Bennett (zusammen mit Dave Brubeck) auf. Außerdem hatte Bennett für sein Album „Who Can I Turn To“ die Bill Evans Komposition „Waltz For Debby“ möglicherweise als erste Sänger überhaupt aufgenommen
Bennett mit Bill Evans, 1975
Mitte Juni 1975 gingen die beiden Künstler drei Tage ins Studio. Außer ihnen waren nur noch der Toningenieur Frank Laico und Evans Managerin im Studio. In dieser für eine Session intimen Atmosphäre nahmen die beiden insgesamt neun Lieder auf. Kurze Zeit später erschien auf dem Fantasy Label „The Tony Bennett/Bill Evans Album“. Von der Kritik wurde die Platte zu recht hervorragend aufgenommen.
Im Juni 1976 eröffneten Evans und Bennett das Newport Jazz Festival in der Carnegie Hall. Außerdem traten die beiden in Washington, im niederländischen und im kanadischen Fernsehen auf. Ende September des Jahres begannen die Aufnahmen für das zweite Album. Nach diesen Aufnahmen gaben Bennett und Evans ein letztes gemeinsames Konzert in Washington D.C.
„Tony Bennett & Bill Evans togehter again“ erschien dann Anfang 1977. Auch wenn bereits das erste Evans/Bennett Album perfekt funktioniert und ein Meisterwerk ist, merkt man dem zweiten Album an, daß sich die Künstler in der Zwischenzeit besser kennengelernt hatten. „together again“ übertrifft daher das erste Album noch ein wenig. Bennett dringt beflügelt durch das einfühlsame, beeindruckend ausdrucksvolle Spiel seines Partners auf beiden Alben in eine von ihm vielleicht nie erreichte Tiefe der Interpretation vor. Ohne Frage gehören die Alben zu den wichtigsten Aufnahmen beider Künstler. Daher verwundert es nicht, daß Bennett sie bis heute als „My Favorites“ bezeichnet.
Abgesehen vom zweiten Evans Album und seinem Auftritt bei Sinatra & Friends sollte 1977 und die Jahre danach für Bennett nicht mehr besonders gut laufen. Nachdem sich der Sänger 1975 von seinem Manager Derek Boulton getrennt hatte und für ein Jahr sein Freund Jack Rollins diesen Job übernommen hatte, stand Bennett ohne Manager da. Außerdem mußte trotz der künstlerisch überzeugenden Alben seine Firma samt Label Konkurs anmelden. Das erste Mal seit fast 30 Jahren hatte Tony keinen Plattenvertrag. In den nächsten sechs Jahren brachte er kein einziges Album heraus.
Bennett mußte selbstverständlich für einen Teil der Schulden der Firma aufkommen, zudem kostete sein Hollywood Lifestyle eine Menge Geld, so daß Bennett in finanzielle Schwierigkeiten und mit der Steuer in Rückstand kam. Zusätzlich kriselte noch seine Ehe. Besonders hart traf es aber Bennett als er an Thanksgiving 1977 bei einem Auftritt in San Franciscos Fairmont Hotel, in dem er 25 Jahre zuvor zum ersten Mal „I Left My Heart In San Francisco“ sang, vom Tod seiner Mutter erfuhr. Den Tod der Mutter verkraftete Bennett nur schwer. Sein Drogenkosnum nahm zu und er bekam Depressionen.
Als Tony eines Tages in diesen ohnehin schon schwierigen Zeiten erfuhr, daß die Steuerbehörde die Pfändung seines Hauses vorbereitete, kam es dazu, daß er zuviel Kokain nahm. Er merkte dies sofort und versuchte sich möglichst schnell zu beruhigen, wozu er sich bei einem Bad entspannen wollte. Kurze Zeit später fand ihn seine Frau Sandra bewußtlos und nicht mehr atmend im Bad. Mit einem gewaltigen Schlag auf die Brust brachte sie Tony ins Leben zurück.
So schrecklich diese Erfahrung auch war, hatte sie etwas gutes. Denn spätestens jetzt wurde Bennett klar, daß er einige Dinge in seinem Leben ändern mußte.
Tony beschloß seine ganze Situation mit seinen beiden Söhnen zu besprechen, die inzwischen selbst Erfahrungen in der Musikbranche gesammelt hatten. Vor allem sein Sohn Danny kannte sich mit der geschäftlichen Seite des Musikbusiness gut aus. Danny erkannte schnell, daß Tonys Konzerttourneen nicht profitabel genug waren. Die Ausgaben waren in etwa so hoch wie die Einnahmen, weswegen für die Steuer nichts mehr übrig blieb. Er handelte mit der Steuerbehörde einen Plan zur Tilgung der Steuerschuld aus und regelte auch die übrige finanzielle Planung seines Vaters. Bennett mußte seinen teuren Lebensstil in Beverly Hills samt Haus aufgeben. Damit war seine Frau jedoch nicht einverstanden. 1979 reichte Sie kurzerhand die Scheidung ein. Bennett verließ bald darauf Los Angeles und ging wieder zurück nach New York, wo er in eine Einzimmer Wohnung zog. In einem vertrauten Umfeld, kehrte er schnell wieder zu seinem normalen Lebensstil zurück und kam auch von den Drogen runter.
In England nahm Bennett ebenfalls 1979 eine zweite Serie fürs Fernsehen mit dem Namen „Tony Bennett Sings…“ auf. Jede Show hatte ihr eigenes Thema z.B. „Tony Bennett Sings Saloon Songs“. Diese TV Serie war die letzte Arbeit Bennetts mit Torrie Zito, der beschloßen hatte nicht mehr „on the road“ zu gehen. Bennett mußte sich nun also ein neues Trio zusammenstellen.
Nachdem Tony sein Leben wieder in den Griff bekommen hatte und zu seinen Wurzeln in New York zurückgekehrt war, erschien es ihm nun logisch, bei seinem ehemaligen, langjährigen Pianisten Ralph Sharon anzufragen. Sharon inzwischen geschieden und neu verheiratet, dachte zu dieser Zeit ebenfalls daran wieder auf Tour zu gehen und so waren Sharon und Bennett 1980 nach 15 Jahren Pause wieder zusammen „on the road“. Kurze Zeit später konnte sich Tony wieder der Begleitung eines erstklassigen Trios sicher sein; zunächst mit John Burr, danach (den Sinatrafans nicht unbekannten) Gene Cherico am Bass und Joe LaBarbera am Schlagzeug, der zuvor in Bill Evans zuletzt geformten Trio gespielt hatte (Bill Evans starb am 15.09.1980 im Alter von 51 Jahren).
Obwohl inzwischen vier Jahre kein neues Bennett Album auf den Markt gekommen war, war Tony trotzdem viel beschäftigt. Er gab in den 80ern um die 200 Konzerte pro Jahr und trat regelmäßig im Fernsehen auf. Das Las Vegas Sands wollte Bennett vom Sahara abwerben und bot ihm einen lukrativen Vertag an, der pro Jahr 18 Wochen Engagement versprach. Bennett lehnte dieses Angebot allerdings ab, da er befürchtete zu sehr als Las Vegas Show Act festgelegt zu werden, wie es bspw. Tom Jones passierte.
Im Mai 1981 gab der Sänger das ersten Mal nach 1976 ein Konzert in der Carnegie Hall, dessen gesamten Einnahmen er einer New Yorker Polizei Einrichtung spendete. 1982 entstand eine 90minütige Fernsehshow mit Count Basie „Bennett and Basie Together!“. Ursprünglich gar nicht geplant, war Bennetts Sohn Danny inzwischen sein Manager geworden. Bennett hatte zwar keinen Plattenvertrag, er war aber trotzdem so zufrieden wie lange nicht mehr. Er hatte sein Leben und seine Karriere wieder in Griff bekommen und konnte nun in Ruhe seine Zukunft planen. Vor allem war es Bennetts Wunsch nicht nur sein Stammpublikum zu erreichen, sondern auch die junge Generation. Dabei wollte er allerdings keine Kompromisse bei der Wahl der Musik eingehen und nur die seiner Meinung nach beste Musik, die Musik des Great American Songbooks, präsentieren. In Johnny Carsons „Tonight Show” war Bennett von Beginn an ein regelmäßiger Gast, vor allem bei Studenten war aber David Lettermans „Late Night“, das im Anschluß an die „Tonight Show“ kam, wesentlich beliebter, weswegen er von nun auch dort jährlich auftrat. Diese Tradition hat er im übrigen bis jetzt nicht aufgegeben. Auch bei Lettermans Nachfolger auf dem Sendeplatz Conan O’Brien tritt Bennett jedes Jahr zur Weihnachtszeit (Conan O’Brien dazu: “It simply would not be Christmas without a visit from Tony Bennett”)
Nicht zuletzt motiviert von den Erfolgen Linda Ronstadts mit ihren drei Great American Songbook Alben (arrangiert von Nelson Riddle) Mitte der 80er Jahre, wollte Bennett nun so schnell wie möglich wieder ins Aufnahmestudio zurückkehren. Präsident von Columbia Records war inzwischen Bruce Lundvall, den Bennett bereits seit den 60ern kannte. Außerdem erfuhr Danny, daß der Chef der A&R Abteilung durchaus Interesse an Bennett hätte. Und so kam es, daß Tony Bennett nach 14 Jahren wieder bei Columbia Records landete. Die Arbeiten an seinem ersten Album seit 1977 begannen Ende 1985 in den Londoner Olympic Studios. Insgesamt wurden 12 Songs, arrangiert und dirigiert von dem Argentinier Jorge Calandrelli, digital aufgenommen, darunter das wunderschöne „How Do You Keep The Music Playing?“ und ein Duett mit Ray Charles „Everybody Has The Blues“.
Im Zuge des Erscheinens des Albums „The Art Of Excellence“ 1986 trat Bennett zum ersten Mal in seiner Karriere in der New Yorker Radio City Music Hall auf. Dieses Konzert war zugleich der Startschuß für eine „Art Of Excellence“ Tour. Mit insgesamt 150.000 verkauften Alben meldete sich Tony Bennett erfolgreich bei Columbia Records zurück.
Im Mai 1987 ging Bennett für sein nächstes Projekt, einem Tribut an einen der bedeutendsten Songwriter Amerikas Irving Berlin, über den Jerome Kern einst sagte „He is American Music“ ins Studio. In Englewood, New Jersey nahm Bennett 12 Klassiker für das Album „Bennett/Berlin“ teilweise in Begleitung absoluter Größen des Jazz auf. Der Tenorsaxophonist Dexter Gordon begleitete den Sänger bei zwei Songs (u.a. White Christmas), George Benson bei einem und niemand anderes als der große Dizzy Gillespie wiederum bei zwei Liedern. Außerdem streute der Sänger mit „When I Lost You“ sogar eine A-Capella Nummer ein.
„Bennett/Berlin“ erschien im September 1987. Bennett gab in dieser Zeit immer noch um die 200 Konzerte pro Jahr, von denen eines eine besondere Würdigung verdient. Am 03.09.1989 gaben Bennett und sein Freund und großes Vorbild Frank Sinatra im Bally’s Grand in Atlantic City ein gemeinsames Konzert. Die sog. „Battle Of The Baritones“ zeigte beide Künstler „at their best“. Beendet wurde des Konzert mit einem gemeinsamen Medley, bei dem die Sänger jeweils die Hits des anderen sangen. Bennetts nächstes Album entstand 1989. Wie „The Art Of Excellence” wurde es wieder von Jorge Calandrelli arrangiert und dirigiert und in England und New York aufgenommen. Mit dem Album „Astoria: Portrait of the Artist” nahm er eine Hommage an seine Heimatstadt Astoria auf. „Portrait of the Artist“ wurde ein Erfolg und brachte Bennett 1990 die erste Grammy Nominierung seit 1962 ein. Zwar gewann nicht er, sondern Harry Connick jr. in der Kategorie „Best Jazz Vocal Performance Male“, aber Bennett hatte die Ehre bei der Verleihung aufzutreten. Er sang den Song „When Do The Bells Ring For Me?“ aus seinem aktuellen Album und erntete dafür „Standing Ovations“. Spätestens mit diesem großartigen Auftritt hatte er sein Comeback letztendlich vollzogen und in den nächsten Jahren sollte noch größere Triumphe folgen. Bennett hatte bei all dem Erfolg nie sein Ziel, seine Musik der jungen Generation zu vermitteln, aus den Augen verloren. So trat er bspw. 1990 in einer Episode (Dancin’ Homer) der populären Zeichentrick Serie „The Simpsons“ auf.
Das nächste Projekt, das Bennett in Angriff nahm, war eine Zusammenstellung der bedeutendsten Songs seiner 40jährigen Karriere. Diese Compilation erschien 1991 unter dem Titel „Forty Years: The Artistry of Tony Bennett“ als vier CD Box.
Für sein nächstes Album hatte sich Bennett dann etwas ganz Großes vorgenommen. Zunächst stellte Bennett sicher, daß er von Seiten des Labels her die größt mögliche Unterstützung in Sachen Marketing und Promotion bekommen würde, andernfalls wäre er bereit gewesen das Label ein weiteres mal zu verlassen. Die Plattenfirma sagte seine vollständige Unterstützung aber sofort zu, als sie den Namen des geplanten Albums hörten: „Perfectly Frank“. Mit diesem Album wollte Tony Bennett seinem größten Vorbild Tribut zollen. Tonys Respekt und Bewunderung gegenüber Frank Sinatra sind beinahe grenzenlos, (oder wie einmal ein Bennettvertrauter sagte „His admiration for Sinatra is beyond belief“), weswegen ihm dieses Projekt besonders viel bedeutete. Bennett setzte sich mit Franks Pianisten Bill Miller in Verbindung, um über die Songauswahl zu beraten. Miller bestärkte Tony dahingehend, nicht unbedingt die offensichtlichen „Sinatra Greatest Hits“ auszuwählen. Allein dadurch, daß statt eines Orchesters, wie bei Sinatra üblich, nur das Ralph Sharon Trio die Begleitung bildete, entstand ein neuer Sound für diese wohlbekannten Lieder. Zu den schönsten Nummern des Albums gehört mit Sicherheit „I’ll Be Seeing You“, das Bennett bei einem Promotion Auftritt in besonderer Weise präsentierte. In der „Today Show“ auf NBC sang Bennett diesen Sinatra Klassiker während neben ihm eine Staffelei plaziert war, auf der ein Portrait Sinatras gemalt von Tony stand. Am Klavier saß dabei niemand geringerer als Vincent Falcone jr., Franks langjähriger Dirigent und Pianist. Ein wirklich wunderbarer Moment. Insgesamt 24 „Sinatra Songs“ nahm Bennett für „Perfectly Frank“ auf, das im September 1992 erschien. Es überrascht nicht, daß dieses Album ein großer Erfolg wurde und Bennett eine goldene Schallplatte einbrachte. Außerdem gewann Tony Bennett 30 Jahre nach seinem ersten Grammy für „Perfectly Frank“ in der Kategorie „Best Traditional Pop Vocal Performance“ seinen zweiten Grammy Award.
1993 verließ Joe Labarbera das Ralph Sharon Trio, neuer Drummer wurde Clayton Cameron, der zuvor für Sammy Davis jr. gespielt hatte. Bennett fühlte sich sehr geehrt, für „New York, New York“ auf Sinatras Duet Album ausgewählt worden zu sein. Seinen Teil für das später elektronische zusammengefügte Duett nahm Bennett ebenfalls 1993 auf. Das Hauptprojekt für 1993 stellte indessen natürlich sein nächstes Album dar. Tony plante wieder ein Tribut Album, diesmal für sein Vorbild und Freund, den unvergeßlichen Fred Astaire.(Fred Astaire über Bennett: “Tony Bennett is one of the greatest. He’s in a class by himself“) Bennett war inzwischen bei jungen Leuten so angesehen, daß er bereits einen Werbespot für MTV aufgenommen hatte. Mit dem Album „Steppin’ Out“ wollte er nun endgültig die MTV Generation erobern. Kurzerhand beschlossen er und sein Manager, ein Musikvideo für den Sender zu drehen. Das Album „Steppin’ Out” erschien im September 93. Im gleichen Monat wurde Bennett zu den jährlichen MTV Video Music Awards ein-geladen, bei denen er zusammen mit Mitgliedern der Band „Red Hot Chili Peppers“ einen Preis verlieh. Das Video zum Titellied „Steppin Out“ war in Schwarz Weiß gehalten und beinhaltete viele Tanznummern – eine gelungene Hommage an Astaire, und tatsächlich nahm MTV das Video in sein Programm auf. Bennett hatte sich somit seinen lang gehegten Traum erfüllt und eine ganz neue Generation mit „seiner“ Musik erschlossen. In Folge seiner Popularität trat er sogar bei Rock Radiosendern auf und begeisterte dort ebenfalls.
Mit dem Album „Steppin Out“ gewann er in der Kategorie „Best Traditional Pop Vocal Performance“ den zweiten Grammy in Folge. MTV lud Bennett dann im April 1994 ein, eine der bekannten „Unplugged“ Sendungen zu bestreiten. Am 12. April wurde die Show aufgezeichnet. Als Überraschung hatte Bennett zwei Künstler der jüngeren Generation, namentlich Elvis Costello und k.d. Lang, eingeladen mit ihm zusammen jeweils ein Duett zu singen. Nicht nur die Duetts (insbesondere k.d. Langs) waren fantastisch, sondern auch die ganze Show, die noch im gleichen Jahr auf CD herausgebracht und der bis dato größte Erfolg Bennetts werden sollte. Im Februar 1995 wurden die Grammies für 1994 vergeben. Zum dritten Mal in Folge gewann Bennett in der Kategorie „Best Traditional Pop Vocal Performance“. Überraschender und viel herausragender war jedoch der Gewinn in der Kategorie „Album Of The Year“. Damit erhielt Bennett im Alter von 68 Jahren die wichtigste Auszeichnung im Musikgeschäft überhaupt. Es war sicherlich der größte Triumph seiner langen Karriere.
Außerdem erhielt Bennett 1995 zwei World Music Awards (u.a. für „lifelong contribution to the music industry“) Das Rezept des Erfolges beschrieb Sohn und Manager Danny Bennett passend „Normalerweise wurde der Künstler dem Markt angepaßt. Unsere Philosophie war das genaue Gegenteil“. Der New Yorker Kolumnist Jimmy Breslin drückte es vielleicht am einfachsten aus “He never changed. That’s all“. Übrigens lief nicht nur seine Karriere als Sänger hervorragend auch Anthony Dominick Bennedetto der Maler, hatte sich inzwischen einen Namen gemacht. 1994 wurden seine Bilder erstmals in einem Museum, dem Butlers Institute Of American Art in Youngstown, Ohio ausgestellt. 1995 ging Bennett für sein nächstes Album ins Studio. Diesmal widmete er sein Album „Here’s To The Ladies“ nicht einem speziellen Künstler, sondern zollte Tribut an alle großen „Girlsingers“ von Peggy Lee und Judy Garland über Billie Holiday und Sarah Vaughan zu Rosemary Clooney und natürlich Ella Fitzgerald. Arrangiert wurden die Lieder von Bill Holman (Big Band Charts) und Jorge Calandrelli (Orchester Charts). Das Album erschien wieder im September des Jahres und bescherte dem Sänger bei der Grammy-verleihung 1996 seinen insgesamt siebten Grammy Award . Außerdem trat Bennett selbstverständlich bei der TV Gala zu Ehren Frank Sinatras achtzigsten Geburtstag im Dezember 1995 auf, bei der er zwei Songs für seinen Freund sang.
Im Radio hatte Tony bereits 1993 eine Idee umgesetzt, die er längere Zeit mit sich getragen hatte. Er wollte eine Sendung machen bei der sich die Zuhörer per Telefon Songs wünschen konnten, die er dann auf der Stelle live singen würde. 1996 übertrug Bennett die Idee sehr erfolgreich aufs Fernsehen. Die Sendung „Tony Bennett Live By Request: A Valentine Special“ gewann einen Emmy, den wichtigsten amerikanischen Fernsehpreis, in der Kategorie „Outstanding Performance For A Variety Or Music Programm“. In der Tat kam die Sendung so gut an, daß Bennett sie in den folgenden Jahren regelmäßig machte und andere Künstler dieses Format übernahmen.
Außerdem erschien 1996 im Rizoli Verlag ein Buch mit dem Titel „What My Heart Has Seen“, das eine Sammlung von Bennetts Gemälden zeigt. Das nächstes Album widmete Tony der unvergleichlichen Billie Holiday, deren Stil prägend für alle großen Sänger des Genres war und immer noch ist. Wieder mit der ausgezeichneten Begleitung des Ralph Sharon Trios unterstützt von Streichern arrangiert von Jorge Calandrelli nahm Bennett 19 Songs auf, darunter ein elektronisch zusammengesetztes Duett mit Holiday. Zusätzlich befinden sich zwei Live Tracks auf der CD. Zum vierten Mail in Folge gewann er mit dem Album, das im Februar 1997 erschien, einen Grammy Award (Best Traditional Pop Vocal Performance).
Im Jahr 1998 wurde aus dem Ralph Sharon Trio das Ralph Sharon Quartett. Der virtuose Jazzgitarrist Gray Sargent bereichert bis heute die Gruppe. Das nächste Projekt im Aufnahmestudio sollte diesmal kein Tribut Album werden, sondern vielmehr eine CD für Kinder jeden Alters. Mit dem Lied „The Playground“ nahm Bennett über zwanzig Jahren nach der Zusammenarbeit mit Bill Evans, ein Stück des legendären Jazzpianisten auf. Alan und Marilyn Bergman schrieben einen Text zu Evans Komposition „The Childrens Play Song“, der dann als „The Playground“ der Titeltrack des wunderbaren „The Playground“ Albums wurde. Bennett singt auf dem Album sogar ein Duett mit Kermit aus der Muppet Show, in der er übrigens 1996 zu Gast gewesen war. Das Album wurde Ende Mai 1998 aufgenommen und erschien Ende September auf dem Markt. Am 7. Dezember des Jahres gab es zu Tonys 50jährigem Bühnenjubiläum dann eine große Fernsehshow. Prominente aus allen Bereichen der Unterhaltungsindustrie von Madonna bis zu Gregory Peck gratulierten Tony Bennett in „Live by Request: An All-Star Tribute“ zu seiner großartigen Karriere.
Bennetts Karriere als „Recording Artist“ setzte sich 1999 fort. Mit „Bennett Sings Ellington: Hot And Cool“ gelang Bennett sein wahrscheinlich bestes Album der 90er. Bereits seit Ende der 50er hatte sich zwischen Duke Ellington und Tony Bennett eine ganz besondere Freundschaft entwickelt. Und so verwundert es nicht, daß dieses Album ebenfalls etwas ganz Besonderes wurde. Die Arrangements von Jorge Calandrelli (Orchester) und Ralph Burns (Big Band), das makellose Ralph Sharon Quartett, die hervorragenden „Gastsolisten“ Al Grey (Posaune), Wynton Marsalis (Trompete) und Joel Smirnoff (Geige), Bennett selbst und natürlich die fantastischen Ellington Songs machen dieses Album zu einem wahren Meisterwerk. Zwei Songs des Albums wurden für Grammies für das beste Arrangement nominiert, außerdem gewann Bennett mit dem Album seinen insgesamt neunten Grammy Award (Best Traditional Pop Vocal Performance). Im Jahr 2000 gab es ausnahmsweise kein neues Studioalbum von Tony Bennett. Allerdings ging er zusammen mit Diana Krall auf die „Two For The Road“ Welttournee.
Am 15. Dezember kündigte Bennett in New York an, die „Frank Sinatra School Of The Arts“ in Astoria, Queens zu gründen. Im September 2001 nahm die Schule zunächst für 250 Schüler den Betrieb auf, sobald das eigene Schulgebäude errichtet ist, werden bis zu 1000 Schüler unterrichtet werden können. Nicht nur Bennett, sondern auch andere Künstler wie sein langjähriger Freund Harry Belafonte und Wynton Marsalis werden sich aktiv an diesem Projekt beteiligen. Am 21.Dezember war Bennett neben Vanessa Williams und Charlotte Church bei Placido Domingos alljährlichem Christmas In Vienna Konzert zu Gast. Im Wiener Konzerthaus erntete Bennett „laute Jubelrufe und den stärkste Applaus des Abends („Die Presse“ 23.12.00)
Bei der Grammy Verleihung 2001 wurde Tony Bennett für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er erhielt den Lifetime Achievement Award.
Inzwischen 75 Jahre alt geworden, machte sich der Sänger an das nächstes Studioprojekt – ein Blues und Duett Album mit dem Namen „Playin’ With my Friends: Bennett Sings The Blues“. Im Gegensatz zu Sinatras beiden Duett Alben aus den 90ern nahm Bennett die jeweiligen Stücke live mit seinen Duett-Partnern im Studio auf. Produziert wurde das Album von Phil Ramone. Die Partner Bennetts auf dem Album sind u.a. Stevie Wonder, die Blues Legende B.B. King, Ray Charles und Billy Joel. Mit „New York State Of Mind“ traten Joel und Bennett auch bei der diesjährigen Grammy Verleihung auf. Dieser Song erhielt außerdem eine Nominierung in der Kategorie „Best Pop Collaboration With Vocals“. Der Preis ging aber letztlich an Christina Aguilera, Lil‘ Kim, Mya & Pink mit ihrem Hit Lady Marmelade(!).
Tonys großartiger Pianist und Weggefährte Ralph Sharon beschloß leider 2001 nicht mehr „on the road“ zu gehen und so trennten sich zum zweiten Mal die Wege der beiden. Nachfolger von Sharon wurde der Pianist Lee Musiker. An der übrigen Zusammensetzung des Quartetts mit Paul Langosch (Bass), Clayton Cameron (Drums) und Gray Sargent (Gitarre) änderte sich nichts. In den letzten Jahren war Bennett mit den Alben „What a Wonderful World“, „The Art Of Romance“ und der DVD „Tony Bennett’s Wonderful World – Live In San Francisco“ erfolgreich und heimste 2006 seinen inzwischen 13 Grammy ein (ohne die Auszeichnung für sein Lebenswerk). Inzwischen ist seine Leidenschaft für die Malerei mit der Musik gleichgezogen, weswegen sich der jetzt 76jährige Tony Bennett in Zukunft öfter Urlaube und Auszeiten fürs Malen gönnen wird. Aber wie Rosemary Clooney kurz nach Franks Tot sagte: „The Torch has been passed on“ und deswegen wird Tony Bennett wie eh und je ins Studio gehen, jedes Jahr viele Konzerte geben und sich dabei treu bleiben, nur die beste Musik zu machen. Ideen, betont er stets, habe er noch viele.Außerdem liebt der Ausnahmesänger, es viel zu sehr aufzutreten, um damit aufhören zu können. „Nach einer Weile“, sagt Tony Bennett, „denkst du gar nicht mehr ans Alter. Du machst einfach weiter….“