Die DSS zieht alle Register
von Alfred Terschak und Stefan Huber
Der geneigte Leser wird sich jetzt vielleicht sagen, der Alfred setzt mal wieder auf seine journalistischen Übertreibungen. Da sag’ ich nur drauf: Weiterlesen!
Unser großes DSS-Jahrestreffen hat Tradition. Und genauso hat es Tradition, daß wir Jahr für Jahr eins draufsetzen. Rekordbeteiligung ist bei uns ganz normal, und das muß uns erst einmal wer nachmachen. Jahr für Jahr steigt also die Zahl der Teilnehmer, und das war natürlich auch in München so. An dieser Stelle gleich mein Dank an Alex Schicke und seine Eltern. Die Organisation ist längst kein Kinderspiel mehr, auch wenn sie im Idealfall so wirkt. Das tut sie dann, wenn alles paßt. Und es hat Mal wieder gepaßt.
Es hat begonnen, wie es bei uns üblicherweise immer beginnt. Mit einer Innenstadtführung am Freitagnachmittag. Aber gerade in einer Stadt wie München ist das kein Kinderspiel: Da gab es München-Anfänger und Teilnehmer, die die Stadt fast wie ihre Westentasche kannten, die hier schon ein paar Jahre lang gelebt haben. Da ist ein Programm für alle eigentlich unmöglich.
Diese Vorgabe war für den Papa von Alex wohl eine besondere Herausforderung. Er hat diese Führung selbst gemacht, und die historische Stadtführung in einen besonders interessanten Rahmen gebracht. Auf Hitlers Spuren weckte er unser aller Interesse über die Hintertür, und es war sagenhaft, welche Detailfragen er aus dem Stegreif beantworten konnte – wohl wissend, daß Profis anwesend waren, auch Historiker.
Bereits am ersten Abend wurde klar, daß dies nicht das Jahrestreffen der „Bierverachtenden Vegetarier e.V.“ sein kann, und man könnte meinen, Sinatra-Freunde wären der größte natürliche Feind des Hausschweins. Gemundet hat es, und der Fußmarsch ins Hotel hat wohl keinem geschadet. Der Ausklang fand dann ebendort – in unseren Seminarraum bei Sinatra-Videos statt – oder im Hotelgarten bei Wein und bei Bier.
Wohl denen, die ihre guten Vorsätze, diesen ersten Abend ruhig anzugehen, auch eingehalten haben. Es gibt halt immer viel zu erzählen, wenn man sich endlich mal wieder außerhalb des OME-Forums trifft.
Dementsprechend getrübt mag unser Sinn in den darauffolgenden Morgenstunden gewesen sein. Die Allianz-Arena wollten wir eigentlich nur kurz streifen, doch irgendwie kamen wir da nicht mehr weiter. Dabei wollten wir dem Alex doch beweisen, daß wir auch ohne seine Hilfe zu unserem eigentlichen Ziel finden würden. Und das war Föttmaning. Wer sich ein wenig in München auskennt, wird sich jetzt vielleicht wundern. Fröttmaning? Ist das nicht das kleine Dorf, das unter Autobahnkreuz, Mühldeponie und Aushubmaterial für die Allianz-Arena verschwunden ist?
Nicht ganz. Da gibt es noch den Friedhof, und da gibt es die Heiligenkreuz-Kirche – immerhin das älteste Sakralgebäude Münchens. Ach ja, es gibt da auch noch ein modernes Kunstwerk – die halbversunkene Kirche – das man gerne mit unserem eigentlichen Ziel verwechselt. Das behauptete zumindest unser Führer vor Ort, und ob das stimmt, erzählen wir nur persönlich am nächsten Jahrestreffen.
Mögen unsere Schritte nicht den kürzesten Weg gewählt haben – unser Ziel haben wir gefunden – sogar rechtzeitig vor der anderen Gruppe. Und mit dieser gemeinsam füllten wir die kleine Kirche, und bekamen einen unglaublichen Vortrag, der uns die bayrische Seele wahrscheinlich besser näher gebracht hat, als alle TV-Wiederholungen der „Weißblauen Geschichten“ plus „Polizeiinspektion 1“ zusammen. Selten gab es auch noch schlechteren Gesang im Zusammenhang mit „Sinatra“ – aber dennoch hielt uns die andere Gruppe bewundernd für einen Chor. Und dieser ältere Herr mit seinen herrlich pointierten Geschichten rund um die Rettung dieses Kunstschatzes, wollte die DSS dann doch ein wenig aus der Reserve locken – dachte er. Auf seine wohl nur rhetorisch gestellte Frage, ob wir denn einen Orgelspieler in unseren Reihen hätten, kam die Antwort, die unserem Vereinsnamen entspricht. „Ja!“ Und weil er ja wußte, daß dieses alte Instrument unter die Kategorie „sehr, sehr schwierig“ fällt, war er dann gleich noch mehr beeindruckt. Vielleicht hätten wir ihm vorher mitteilen sollen, daß „unser“ Thomas Gulz Orgel-Europameister war. So, und habe ich übertrieben, von wegen alle Register ziehen?
München ohne „Englischer Garten“, das wäre wie München ohne Biergärten unter schattigen Kastanienbäumen. Wenn es dann noch einen Biergarten gibt, in dem schon Sammy Davis zu Gast war, dann müssen wir doch auch dorthin. Und man kann nicht sagen, daß wir uns nicht wohl gefühlt hätten. Doch, doch, das haben wir, darum haben wir unseren Organisator gleich einmal auf eine Probe gestellt – und uns erstmals aufgeteilt. Diesmal spontan und ohne Vorankündigung.
Da ich den Dingen gerne auf den Grund gehe, und vielleicht immer noch ein wenig übernachtig vom Vorabend war, blieb ich bei der Biergartengruppe. Und ich kann Euch versichern, wir hatten unseren Spaß. Die andere Gruppe hatte dafür die bessere Aussicht, und deshalb lasse jetzt erstmals kurz Stefan Huber zu Wort kommen:
Während sich ein Teil unserer Gruppe nicht von der einladenden
Atmosphäre des Englischen Gartens trennen konnte und sich hier den restlichen Nachmittag köstlich unterhielt, machte sich der andere Teil auf den Weg zu einer weiteren Attraktion Münchens. Der zwischen 1968 und1972 anläßlich der zwanzigsten olympischen Sommerspiele errichtete Olympiapark beheimatet eines der wohl fulminantesten Bauwerke Münchens, den Olympiaturm. Der bereits vor Festlegung des Austragungsortes der olympischen Spiele in Bau befindliche Fernsehturm ermöglichte uns in der atemberaubenden Höhe von 185 bzw. 189m einen Blick auf die bayrische Hauptstadt von oben. Hier konnte man nochmals alle Wahrzeichen, sowie den Olympiapark und das architektonisch nicht weniger beeindruckende Olympiastadion besichtigen.
Im Hotel trafen schließlich die Mitglieder der beiden Gruppen wieder zusammen und am späten Nachmittag wurde mit der mittlerweile traditionellen Verspätung die neunte Jahresversammlung der Deutschen Sinatra Society einberufen.
Dann übernehme ich wieder. Die Jahreshauptversammlung brachte wenig Überraschungen: Der Vorstand wurde wiedergewählt, nur der Kongreß hat wieder eine etwas andere Zusammensetzung.
Die Zeit bei so einem Jahrestreffen verfliegt ja bekanntlich in doppelter Geschwindigkeit. Natürlich gab es auch gleich beim Hotel die Gelegenheit bayrische Schmankerl einzunehmen, und schon sind wir am Abschlußabend angelangt.
Wieder gab es eine Aufsplittung, diesmal aber geplant. Eine Gruppe hat sich schon im Vorfeld der Organisation eine Führung zu den berühmtesten Sinatra-Bars der Stadt gewünscht. München ist ja eine Bar-Stadt von Weltruf.
Sinatra haben wir gesucht, gefunden haben wir Michael Jackson. Zumindest die vielen Kerzen, die die Münchner für den frisch verstorbenen Jacko entzündet haben. Das ganze Szenario war von unserer ersten Station aus wunderbar zu sehen. Das war der „Der Bayerische Hof“. Das ist Münchens allererste Hoteladresse, und sie beherbergt auch gleich drei angesagte Bars von Weltformat. Besichtigt haben wir unter Führung von Alex’ Mama natürlich alle drei, einen Drink eingenommen aus Zeitgründen immerhin in zwei – wir wollten ja auch noch ins legendäre „Schumann’s“, und wir wollten ja auch zurück zu den Sinatra-Freunden ins Hotel.
Dort sind wir aber gleich im Garten hängengeblieben. Die Gartenrunde war diesmal am längsten auf den Beinen – erst die verzweifelt klingende Zeitansage aus den Fenstern der Nachbarhäuser brachte die letzten auf die Idee, wenigstens kurz Schlaf zu tanken.
Und genau an dieser Stelle möchte ich nochmals Stefan Huber zu Wort kommen lassen:
Für jene Leute, die sich nicht an der Bartour beteiligten, gab es auch heuer wieder ausreichend unterhaltsames und rares Videomaterial zu sehen. Gezeigt wurden unter anderem eine Aufzeichnung von einem von Franks legendären Las-Vegas-Engagements in den frühen 60ern und eine seiner legendären TV-Shows, in der er (wenn auch nicht von ihm selbst gesungen) „What’s New Pussycat?“ vorstellte und die Kessler-Zwillinge zu Besuch hatte. Ebenso sensationell fiel das ursprünglich im japanischen TV ausgestrahlte Yokohama-Konzert der Diamond-Jubilee-Tour von 1991 aus, bei dem Frank das Mikrofon kurzerhand abgeben mußte und mit einem rasanten, scheinbar nicht enden wollenden Medley seiner größten Hits (davon gab es genug!) von Eydie Gormé und Steve Lawrence überrascht wurde, bei dem er schließlich zu Ende mit einstimmte. Ein weiteres Highlight war die Aufzeichnung eines italienischen Konzerts, bei dem nicht nur Frank, sondern auch die italienische Untertitelung („Make The Knife“) für gute Unterhaltung sorgte.
Gute Unterhaltung, das ist jetzt das Stichwort, mit dem ich wieder übernehme. Gut unterhalten haben wir uns wohl alle. Ich denke das ist der richtige Zeitpunkt noch einmal den Dank auszusprechen: Allen Teilnehmern, und allen, die an der Organisation mitgeholfen haben: Allen voran Alex Schicke, seiner Mutter und seinem Vater.
Auf ein swingendes Wiedersehen beim Jubiläums-Jahrestreffen 2010.