Max Greger – MUSIK IST TRUMPF

Showprofi mit Liebe zum Swing: Der Saxophonist und Bandleader Max Greger

von Bernhard Vogel

„Wie kann man nur so schön Saxophon spielen!“ sagt Max Greger in den Applaus des Publikums hinein und hat dabei gewaltig den Schalk im Nacken, war es doch zuvor selbst, der seine Ankündigung wahrgemacht hatte, es nun mal mit einigen Soli „richtig krachen“ zu lassen – seine Bühnenshow ist auch nach sechzig Jahren immer noch unverwechselbar geblieben.

Wie sein drei Jahre älterer Weggefährte Hugo Strasser ist auch Max Greger ein echtes Münchner Kindl, geboren am 2. April 1926 im Stadtteil Giesing als Sohn eines Metzgermeisters. Seinen muskalischen Werdegang initiierte sein Großvater: Er schenkte dem zehnjährigen Max ein Akkordeon, auf dem der flinke Bub bald virtuoses Talent zeigte. Nach der mittleren Reife begann er ein Musikstudium am Münchner Konservatorium, wo neben der Klarinette vor allem das Saxophon zu seinem Lieblingsinstrument wurde. Und schon damals gehörte seine Leidenschaft vor allem der Swingmusik.

Ein Fronteinsatz blieb Greger, der im Herbst 1943 mit 17 Jahren zur Wehrmacht eingezogen wurde, durch glückliche Umstände erspart, und der Krieg in Europa war gerade einmal zwei Wochen vorüber, da stand der 19jährige Max mit seinem Saxophon bereits wieder auf der Bühne eines Münchner Klubs der amerikanischen Besatzungsmacht. In den folgenden Jahren jazzte er regelmäßig in verschiedenen kleineren Ensemblen und spielte in den Offizierskasinos der Stadt zum Tanz auf . Für lukrative Engagements, so zeigte sich, hatte Greger stets eine gute Nase, und so gelang es ihm auch, Ende der Vierziger Jahre erfolgreich seine eigene Band zu etablieren, für die er andere herausragende Nachwuchsmusiker wie zum Beispiel Hugo Strasser gewinnen konnte.

Von Anfang an zeigte sich dabei die große Vielseitigkeit seines musikalischen Talents. Sein „Enzian-Sextett“ spielte schon bald regelmäßig volkstümliche Melodien beim Bayerischen Rundfunk, während die Abende den Jazz-Klubs wie dem „Kellerclub“ in Freimann oder dem „Orlando di Lasso“ gegenüber des Hofbräuhauses gehörten. Der „weiße Mann“, der so unglaublich „schwarz“ auf seinem Saxophon spielen konnte, erregte auch die Aufmerksamkeit der berühmten Stargäste wie Count Basie, Duke Ellington oder Ella Fitzgerald, die sich damals in der kleinen Münchner Swing-Welt tummelten. Der große Lionel Hampton wollte ihn gar als Mitglied seines Orchesters nach Amerika holen.

MaxGreger1

Greger aber schlug das Angebot aus – zu sehr fühlte er sich in seiner Münchner Heimat verhaftet, wo er Anfang der Fünfziger Jahre seine Familie gründete. Dazu kam der zunehmende kommerzielle Erfolg, den Greger mit seinen Schallplattenaufnahmen und mit dem Zeitgeschmack Eigenkompositionen wie „Teenager Cha-Cha“ oder „Auf Bergeshöhen“ feiern konnte. Auch dafür, gelegentlich den „Bayern-Sepp“ zu geben, war er sich nie zu schade – weil er wußte, nur so sein eigenes Orchester versorgen und damit auch immer wieder seiner eigentlichen Liebe, dem Swing, nachgehen zu können.

Als sein prominentes Bandmitglied Hugo Strasser 1955 sein eigenes Orchester gründete, formierte Greger seine Truppe neu und ging die nächsten acht Jahre lang fast ununterbrochen auf Konzerttournee im In- und Ausland. Sie führte ihn 1959 zu einem legendären Höhepunkt seiner Laufbahn, als er mit seinem Orchester als erste westliche Band seit Jahrzehnten fünf Wochen lang in der Sowjetunion gastierte. Alle 36 Auftritte waren ausverkauft, und für den Mann mit dem Saxophon wurde es ein Triumphzug durch Leningrad (das heutige St. Petersburg), Tiflis, Jerewan, Baku, Sotschi und Moskau.

Sein angeborenes Showtalent brachte ihm 1963 einen festen Vertrag beim ZDF ein, wo seine Big Band anderthalb Jahrzehnte lang in keiner großen Show fehlte, von „Musik ist Trumpf“ bis zum „Großen Preis“ und volkstümlichen Sendungen. Daneben entstanden zahlreiche auch in den USA preisgekrönte LPs im Big-Band-Sound und Aufnahmen für verschiedenste Rundfunksendungen, über 3000 sind es bis heute geworden, die vom Jazz & Swing über Tanzmusik und Schlager bis zur Klassik reichen. „Ich möchte auf keine musikalische Richtung verzichten, denn sie sind alle Ausdrucksweisen unserer Freude an der Musik“, faßt Greger sein Credo zusammen.

Seiner ungebrochenen Liebe zum Swing kann Greger nun im Alter umso mehr frönen, auch als Gastsolist bei anderen jungen Orchestern, wie etwa der Big Band des Fürthers Thilo Wolf, oder im Gespann mit Hugo Strasser und Paul Kuhn als Teil der „Swinglegenden“. Greger erweist seine musikalische Reverenz dabei auch seinen amerikanischen Vorbildern, zu denen er Harry James und Glenn Miller rechnet, und durch einen ausgewogenen Mix aus jungen Nachwuchsmusikern und internationalen Gaststars leistet er zugleich seinen Beitrag dazu, seine musikalischen Wurzeln an die nächste Generation weiterzugeben. Seit Anfang der Neunziger Jahre arbeitet Max Greger nun schon regelmäßig als Gastdirigent bei diversen Tourneen und Projekten der renommierten SWR Big Band, genau wie sein Sohn Max Greger junior (*1951), der inzwischen als Pianist, Komponist und Arrangeur selbst ein erfolgreicher Jazzmusiker geworden ist und zuvor lange Jahre im Orchester seines Vaters mitgespielt hatte.

Ans Aufhören denkt der Vollblutmusiker noch lange nicht, und wenn man ihn heute auf der Bühne erlebt, im weißen Smoking-Jacket und mit seinen unverkennbaren Körperbewegungen, wenn er mit seinem Saxophon den schwarzen „Night Train“ auf die Reise schickt und die Fahrt dabei mit Anekdoten und auch manchem Kalauer garniert, dann möchte man ihm weiterhin sein Publikum wünschen. „Max gut, max besser, Max Greger“ hat man über ihn getitelt, und wie es seine Art ist, wird er darüber schmunzeln, der Bub aus Giesing, der seinen Geburtstag am 2. April immerhin mit Karl dem Großen gemeinsam hat.

Kommentare sind geschlossen.